Das Bootshaus
Die Geschichte des Bootshauses des Seeclubs Wädenswil
Der Seeclub Wädenswil wurde 1901 gegründet und kaufte im gleichen Jahr das erste Clubboot, eine Zweier-Yole von Stämpfli. Vorher hatte man in privaten Booten - unter anderem der "Gaviota" - gerudert. Untergebracht waren die Boote in einem Schopf der Gasser'schen Liegenschaft, was aber auf die Dauer nicht mehr zu befriedigen vermochte.
Die Anfangszeit
1906 wurde im Protokoll festgehalten: Nachdem die Verhältnisse beim bisherigen Bootshaus unhaltbar geworden waren, trat die Notwendigkeit an den Club heran, ein eigenes Bootshaus zu errichten. Nach längeren Beratungen wurde beschlossen, die Offerte der Herren Gebr. Pfenninger anzunehmen. Ein neues Bootshaus und ein Ponton wurden im Giessen gebaut, Kosten Fr. 2'711.70. Nähere Angaben fehlen, doch ist im Protokoll vom 11.02.1907 festgehalten: ... wird konstatiert, dass das neue Bootshaus im Giessen zustandegekommen ist.
Die Einrichtung muss sehr rudimentär gewesen sein, wurden doch erst 1910 elektrisches Licht und im Jahr 1912 eine Abort-Anlage eingerichtet.
Bereits 1914 wurde eine Erweiterung an die Hand genommen. Zitat aus Protokoll: Es handelt sich um einen Aufbau mit Ankleide- und Clubzimmer sowie eine geradezu ideale Veranda gegen den See. Der Umbau soll sich auf ca. Fr. 7'000.- stellen.
Nachdem ein Föhnsturm den ersten Ponton zerstört hatte, wurde 1919 eine Neukonstruktion an die Hand genommen, diesmal mit einem Scharnier, was ermöglichte, dem Wasserstand Rechnung zu tragen.
20er, 30er und 40er Jahre
Im Bootshaus wurden 1922 Wasser, Gas und Elektrizität eingerichtet, 1932 auch das Telefon. Dieses blieb bis Ende 2005 in Betrieb. Dann allerdings haben wir uns vom Festnetz abgekoppelt, da der Anschluss vorwiegend für private Anrufe - auch ins Ausland - (ohne Bezahlung natürlich!) verwendet wurde. Seither sind Handys angesagt, was den Club finanziell nicht mehr belastet.
1932 war es zum ersten Mal soweit, dass die Ponton-Oberkonstruktion erneuert werden musste.
Ein Innen-Umbau im Bootshaus brachte 1942 Garderobe und eine Dusche mit Gas. Diese Dusche mit piezoelektrischer Zündung war oft eine Geduldsprobe. Immer wieder hörte man das schier endlose Klicken, bis endlich das Pilotflämmchen brannte und ein warmes Duschen möglich wurde.
60er und 70er Jahre
1966 wurde das Bootshaus um über zwei Meter Richtung Wädenswil erweitert. Architekt (und Mitglied) Heinrich Bräm besorgte die Planung. In der Schlussabrechnung (Maurer, Zimmermann, Spengler, Dachdecker, Maler, Elektroinstallationen, Schlosser) erschienen Kosten von Fr. 18'591.90, inklusive 925 Stunden Fronarbeit à Fr. 4.-, die von 18 Clubmitgliedern geleistet wurden.
Ein Riesenschrecken für Max Zollinger, der 1971 mit dem Skiff auf dem Wasser war: Das Bootshaus stand in Flammen. Der erste Stock brannte aus, die Boote blieben zum Glück unbeschädigt. Die Brandursache war vorerst unbekannt. Erst mit den Jahren kam die Wahrheit an den Tag: Ein Junior hatte - aus welchen Gründen auch immer - einen Besen in einem Kasten angezündet und damit auch das Bootshaus.
Der Wiederaufbau wurde unverzüglich an die Hand genommen, wiederum von Architekt Heinrich Bräm. Der Kostenvoranschlag belief sich auf Fr. 99'000.-. Versicherung und Sporttoto leisteten einen Beitrag. Allerdings mussten fünf Clubmitglieder solidarisch eine Bürgschaft für zehn Jahre leisten, damit das Toto-Geld ausbezahlt wurde. 1972 war der Wiederaufbau beendet.
1973 teilte uns die Stadt mit, dass in Wädenswil Erdgas eingeführt werde, aber "Da die erwähnte Liegenschaft (Bootshaus) an einer nicht mehr erhaltungs- und erneuerungswürdigen Leitungsstrecke angeschlossen ist ... schlagen wir Ihnen vor ... auf Butan-Gas umzustellen. In der Folge musste der Bootshauschef jeweils für den Ersatz der Gasflaschen besorgt sein.
1976 wurden die Frauen in den Club aufgenommen. Sie hatten weder eine eigene Garderobe noch eine eigene Dusche. Darum wurde der Ausbau des Dachstockes ins Auge gefasst. Die Baubewilligung war aber an die Auflage gebunden, das Bootshaus an die öffentliche Kanalisation anzuschliessen. Bisher hatte eine Sickergrube genügen müssen. Es war klar, dass dieser Anschluss früher oder später fällig würde, und 1979 wurde ein Rohr unter der SBB-Linie hindurchgetrieben und so der geforderte Anschluss geschaffen.
80er Jahre
1980 setzten wir Fenster in die vorher offene Terrasse ein; der Architekt hatte die Balken so geplant, dass wir problemlos Normfenster einpassen konnten. Noch immer hatten aber die Frauen weder Garderobe noch Dusche, da das Projekt "Dachstockausbau" fallen gelassen worden war.
Abhilfe schaffte die grosse Bootshauserweiterung im Jahr 1985, die von Präsident Hampi Bürge in die Wege geleitet und von Architekt (und Mitglied) Ruedi Hatt geplant und durchgeführt wurde. Kostenvoranschlag inkl. Fronarbeiten Fr. 182'200.- Der winterfeste Erweiterungsbau umfasste Garderoben und Duschen für Damen und Herren sowie den Clubraum, wie wir sie bis 2015 noch kannten. Vieles wurde in Fronarbeit gemacht, u.a. Erdarbeiten, Elektroinstallationen und Malerarbeiten. Die Erdarbeiten - Aushub für die Fundamente - fanden im Winter statt, und der Architekt Ruedi Hatt griff selbst zu Schaufel und Pickel, um eine Grube von rund einem Kubikmeter auszuheben. Dabei hatte er das Pech, dass seine Grube weiter weg vom Bootshaus lag und die Oberfläche glashart gefroren war. Frustriert stellte er fest, dass sein Grubennachbar zügig vorankam und in der Erde verschwand, während er sich immer noch mit der Oberfläche abmühte. Aber schliesslich waren beide Gruben ausgehoben, die Fundamentröhren anschliessend einbetoniert, und der Aufbau konnte weitergehen.
Im folgenden Jahr beschlossen drei Freiwillige (Max Bäurle, Alphons Bürgi und Erich Lippuner), einen Aussenwasseranschluss an der Stirnseite gegen Wädenswil einzu-richten. Das Verteilventil wurde in der Damengarderobe unter dem Lavabo montiert, dann die Leitung durch das ganze Bootshaus verlegt. Sorgfältiges Arbeiten war angesagt. Rohr um Rohr wurde zusammengefügt (Gewinde schneiden, mit Flachs abdichten) und festgemacht. Dann kam der grosse Moment: Wasserhahn aufdrehen und Probelauf. Oh Schreck, ganz am Anfang der Leitung tropfte das Wasser durch die Decke. War alle Arbeit für die Katz gewesen? Zum Glück nicht. Im Verteilventil hatte es beim ersten Versuch eine Dichtung verjagt, und als sie ersetzt war, funktionierte alles einwandfrei. Schlauchanschluss und Aussendusche sind als Resultat verfügbar.
1987 wurde uns ein kleines Bootshäuschen zur Miete angetragen. Wir sagten aus zwei Gründen zu: Erstens wollten wir keinen fremden Mieter praktisch auf unserem Areal haben, und zweitens war uns das Schlauchboot in der Nacht vom 3. Juli ab Platz gestohlen worden, so dass wir für das Nachfolgeboot eine gute Bleibe erhielten. Im gleichen Jahr setzte sich der damalige Bootshauschef Max Bäurle für einen Werkstattanbau ein und half mit, dass die notwendigen Rodungen und Fundamente im Herbst gemacht wurden.
1988 war wieder der Ponton an der Reihe. Der Oberbau musste ersetzt werden. Als Holz wählte man das tropische Bongossi. Auf den Fundamenten des Vorjahres wurde die Werkstatt inklusive Dach in einem Tag aufgestellt. Der Innenausbau wurde 1989 fertiggestellt: mit Brünneli und Kühlschrank aus dem "alten" Bootshaus. Die Treppe wurde eingeschalt und damit waren auch die Kraft- und Ergometerräume winterfest gemacht.
2000er bis heute
Das Bootshaus steht auf Land, das ursprünglich der Firma Pfenninger gehörte. Wir bezahlten eine symbolische Miete von Fr. 50.-, und einen Vertrag gab es nicht. Der Vorstand versuchte hier Klarheit zu schaffen und verhandelte. Resultat: Wir erhielten einen Mietvertrag mit einer vorgeschlagenen Miete von Fr. 7'000, wobei uns glücklicherweise die Stadt Wädenswil einen Beitrag zahlte und der Vermieter die Höhe noch etwas reduzierte. Was aber noch mehr ins Gewicht fällt: Wir erhielten kein Baurecht auf zig Jahre, sondern lediglich einen Mietvertrag, fest auf drei Jahre, dann jährlich kündbar. Dieser Umstand wurde erst durch neue Verhandlungen geändert als die Peach Property das gesamte Giessenareal kaufte und entschied, Neubauten darauf zu erstellen. Mit Unterstützung der Stadt Wädenswil konnte 2015 mit den neuen Besitzern ein Baurechtsvertrag für die nächsten 50 Jahre ausgehandelt werden.
An der Generalversammlung 2015 wurde beschlossen, das Bootshaus bis zur nächsten GV einem Umbau zu unterziehen. Im Oktober wurde damit begonnen, muldenweise altes Material aus dem Haus zu entfernen und mit neuen Böden, Wänden, Decken, elektrische und sanitäre Anlagen zu versehen. Die Position von Clubraum und Kraftraum wurden abgetauscht und das Clubzimmer wurde vergrössert und mit einer Küche ausgestattet. Neu ist auch eine grosse Fensterfront durch die während dem Ergotraining über den See geschaut werden kann. Am 30. April 2016 wurde das neu gestaltete Bootshaus feierlich mit der Bevölkerung eingeweiht. Auch wenn wir hauptsächlich wegen kant. Restriktionen nicht alles bauen konnten wie ursprünglich gewünscht ist der Verein mit dem Resultat doch sehr zufrieden. Der Rechnungsabschluss steht noch aus.
Das Bootshaus hat in seiner Geschichte viele Stürme, auch Erdbeben, unbeschadet überstanden, und wir alle hoffen, dass wir weiterhin von diesem schönen Flecken Erde aus unseren Sport ausüben dürfen.
Originaltext von Alphons Bürgi, für die Webseite bearbeitet von Rolf Lehmann